Gesund im Alter! Fit durch den Alltag! Körper und Geist im Einklang!
All diese markanten Slogans sind in der Gesellschaft omnipräsent. Immer mehr Menschen wollen bewusst für sich und ihren Körper etwas Gutes tun und setzen alles auf die Karte - Sport. Das ist natürlich auch gut so. Und so sind wir froh, dass Krankenkassen und Landesverbände sowie Kommunen und Bund diese Anliegen unterstützen. Doch was ist mit den Menschen, die sich nicht bewusst dazu entscheiden können? Im Besonderen mit unseren Kleinsten. In Zeiten von Virtualität und Playstation ist der heimliche „Wink mit dem Zaunfall“ vielleicht sogar ein Muss aber auf jeden Fall eine Überlegung!
So muss es nicht gleich Leistungssport sein. Besinnen wir uns auf das Wesentliche. Ein Urinstinkt des Menschen, die Bewegung.
Noch bevor ein Mensch das Sprechen, das Essen, oder das Atmen lernt, lernt er sich zu bewegen und auch welche Folgen es hat. Jede Bewegung strengt das Gehirn an und verlangt von ihm, sich ebenfalls in Bewegung zu setzen.
Um sich über die Bedeutung von Bewegung und Sport Gedanken machen zu können, schaffen wir ein gemeinsames Fundament.
Leben kommt von Bewegen und Sport ist Bewegung
„Wer Sport treibt, der bewegt sich nach Wettkampfregeln und folgt bestimmten Leistungsanforderungen oder er bereitet sich auf Wettkämpfe im Rahmen eines Trainings vor. Wer etwas anderes tut, was nicht von Wettkämpfen, ihren Regeln und ihrem Training maßgeblich strukturiert wird, der, bewegt sich.“ (Funke-Wieneke 2004,6)
Jeder sportlichen Aktivität geht Bewegung voraus. Um nun im späteren Leben einen Sport zu erlernen oder zu betreiben, bedarf es der Festigung und Stärkung des Urtyps Bewegung. Aus diesem Aspekt sollte es ein Anstoß sein, seinen Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich in frühester Kindheit sportlich zu betätigen. Nicht nur die Festigung der Motorik und der Bewältigung von sportlichen Aufgaben steht hier im Vordergrund, sondern die Bewegung als Instrument des Lernens und Verstehens zu betrachten.
Bewegung als Komplex
Somit betrachten wir einmal nicht nur die reine Bewegung, sondern einen Komplex von Fähigkeiten und Anwendungen.
Ein Beispiel: Ein Kleinkind erlernt eine Bewegung: Den Greifreflex. Nachdem ein Kind gelernt hat, einen Gegenstand zu greifen, eröffnen sich neue Möglichkeiten sowie Abhängigkeiten. Gegenstände können gezielt gehoben und in Abhängigkeit von konditionellen Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer oder Beweglichkeit) und koordinativen Fähigkeiten (Gleichgewichts-, Kopplungs-, Umstellungs-, Umstellungs-, Differenzierungs- Reaktions-, Rhythmisierungs- und Orientierungsfähigkeit) an einen anderen Ort befördert werden.
Damit sind die Grundvoraussetzungen für einen Sport gemacht. Bewegung in Abhängigkeit und unter der Voraussetzung von Regeln einzusetzen. Kinder lernen somit im frühesten Alter mit Aufgabenstellungen umzugehen, ihre körperlichen Fähigkeiten einzuschätzen und diese gezielt umzusetzen. Jede sportliche Herausforderung stellt Kinder vor neue spielerische Aufgaben. Sportliche Bewegung heißt auch gleichzeitig soziale Kompetenz. Sportliche Betätigung, gerade im Mannschaftssport stellt die Kinder vor die Aufgabe, die eigenen Aktionen und die der Mitstreiter zu bewerten und mit in die eigenen Entscheidungen einzubeziehen.
Bewegung und Gesundheit
Sport hilft den Kindern auch zu lernen, was es heißt, Gesundheit körperlich richtig zu bewerten. Laut Definition der WHO (1948,2) ist Gesundheit: „…einen Zustand des völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.“ Neben der Festigung der Muskulatur, Körperhaltung und der Motorik zur Vorbeugung von Verletzungen, bringt die körperliche Auslastung einen Kindeskörper dazu, Pausen einzufordern und das Gefühl zwischen Stress und Ruhe positiv zu bewerten.
Im Kontext der Gesundheitsförderung steht neben der Bewegung natürlich auch die Ernährung. Laut einer Erhebung des Bundes (2004) litten 15 % der 3- 17- jährigen an Übergewicht und davon 6,3 % an adipösen Krankheitswerten. Gewisse Risikofaktoren gilt es zu benennen und aktiv entgegen zu wirken (genetische Vorbelastung, Migration, niedriger sozialer Status, sowie lebensverändernde Umstände). Jedoch möchte ich mich auf die Bewegung als solches beziehen.
Gesundheit erzielen durch Vorbeugung und richtiger Handlungsweise ist ebenfalls ein positiver Effekt von früher sportlicher Erziehung. Kinder lernen die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und ein Risikowagnis realistischer zu bewerten, sowie bei Stürzen und Unfällen instinktiv besser zu handeln.
Bewegung als Medium des Lernens
Im Grunde basieren alle sportlichen Aktionen, Verhaltensweisen und Maßnahmen auf persönlichen Erfahrungen und erlernter Handlung. Also ist das Erlernen von Bewegungsmustern nicht zu unterschätzen. Wie auch im schulischen Leben hat sich hier die Theorie des begleitenden Selbstlernens verfestigt.
Selbst Johann Heinrich Pestalozzi sagte einst: „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“. Kinder sollten Erfahrungen sammeln. Für einen Sportverein wie der SV „KOMET“ Pennigbüttel gilt es einen Rahmen des Lernens zu schaffen. Hierfür steht gerade die Frühentwicklung im Bereich „Mutter-Vater-Kind-Turnen“. Pädagogik beginnt im Kopf und benötigt den gesamten Körper.
Der SV „KOMET“ lädt alle Eltern dazu ein, ihre Kinder anzumelden und Erfahrungen sammeln zu lassen. Bringt euch selbst mit Ideen ein und schafft so einen Rahmen für unsere Kinder, die das selbständige Denken fördern, die sozialen Kompetenzen stärken und die späteren Entscheidungen der Kinder festigen. Sport heißt Bewegung und Bewegung heißt lernen. Lernen zu fallen und wieder aufzustehen, lernen seinen Körper einzusetzen und ihn zu fordern, lernen und verstehen,warum ein „Aua“, weh tut und wie man es vermeiden kann.
Dies sind Erfahrungen, die einem die Spielekonsole, der PC, das Tablet oder das Fernsehen verwehrt.
Dieser Artikel bezieht sich auf die Motorik-Ausgabe-2012 aus dem Hofmann-Verlag.
Torben Klinder